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Ukraine-Hilfe: Stadt Geldern reaktiviert „Runden Tisch Asyl“

Meldung vom: 11.04.2022

Nach den guten Erfahrungen in der Bewältigung der Flüchtlingskrise 2015/16 hat die Stadt Geldern nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine den „Runden Tisch Asyl“ wieder ins Leben gerufen, teilt die Stadtverwaltung mit. Bei der Auftaktveranstaltung im Gelderner Bürgerforum tauschten sich die Ukraine-Projektgruppe der Stadtverwaltung, Vertreter der politischen Fraktionen sowie Träger- und Wohlfahrtsverbände (unter anderem Caritas, AWO und Internationaler Bund) über die aktuellen Fragen, Probleme und Herausforderungen in der Ukraine-Krise aus.

„Viele offenen Fragen lassen sich im direkten Austausch oftmals schneller klären“, sagt Gelderns neuer Beigeordneter Markus Grönheim. „Deshalb war es für uns naheliegend, dieses Format jetzt wieder zu reaktivieren, nachdem es sich 2015 bereits bewährt hatte.“

Knapp 250 Menschen aus der Ukraine in Geldern angekommen

BürgerForum der Stadt GeldernDie Gelderner Stadtverwaltung informierte zunächst aus der täglichen Arbeit der Ukraine-Projektgruppe. Diese setzt sich zusammen aus Mitarbeitenden der Bereiche „Ordnung“ und „Arbeit und Soziales“ sowie des Teams Liegenschaften.  „Die Zusammensetzung ist dynamisch und wird je nach Bedarf angepasst oder erweitert“, informierte Markus Grönheim.

Knapp 250 ukrainische Geflüchtete sind mittlerweile in Geldern angekommen (Stand 7. April). Davon sind 200 Personen auf privaten Wegen nach Geldern gekommen, 52 Personen kamen durch die Zuweisung des Landes NRW.

Etwas mehr als 100 der Personen sind Kinder (8 Kinder, die jünger als drei Jahre alt sind, 19 Kinder sind zwischen drei und sechs Jahren).  „Mit den Gelderner Schulen und Kitas stehen wir deshalb schon punktuell im Kontakt“, sagte Jens Hauzirek aus dem Bereich „Arbeit und Soziales“. Hilfe signalisierte auch schon die Gelderner Tafel, die im Bedarfsfall mit ihrem Schulmaterialmagazin unterstützen möchte.

Gute Zusammenarbeit mit dem Kreis Kleve

Hauzirek berichtete zudem von einer zurzeit sehr gut funktionierenden Zusammenarbeit mit dem Kreis Kleve.  Denn um als Kriegsflüchtling aus der Ukraine Sozialleistungen und medizinische Versorgung erhalten können, muss ein Geflüchteter zunächst in einer Aufnahmeeinrichtung oder Ausländerbehörde (ABH) registriert werden. „Hierfür hat die ABH Kleve den Menschen kurzfristig Termine zur Verfügung gestellt, sodass sich ein Großteil schon registrieren und bei uns anschließend einen Antrag auf Asylbewerberleistungen stellen konnte.“

Thematisiert wurde von den Teilnehmenden des Runden Tisches auch die Frage nach Unterstützung im Bereich der „Verständigung“. Hier bot Gerrit Hermans von der Integrationsagentur im Caritasverband Geldern-Kevelaer mögliche Hilfe an. Innerhalb des Caritasverbands gäbe es circa zehn Mitarbeitende, die beim Dolmetschen im Alltag helfen könnten.

Etwas schwieriger sieht es dagegen zurzeit beim Angebot der Sprachkurse aus. „Wir versuchen, so viele Sprachkurse wie möglich anzubieten, aber es wird immer schwieriger, Dozenten und Räume zu finden. In Geldern sind zurzeit alle Kurse und Räume voll“, sagte Claudia Polrolniczak von der Organisation Internationaler Bund (IB), die den Standort in Geldern betreut. Sie hofft deshalb, dass der Bund das Zulassungsverfahren für Dozenten erleichtert.

Gute Resonanz auf Wohnungs- und Gastfamilien-Aufruf

Berichtet wurde von der Ukraine-Projektgruppe auch darüber, wie zurzeit die Unterbringung der Geflüchteten funktioniert. „Es ist aktuell ein sehr dynamischer Prozess, jeden Tag kommen neue Wohnungsangebote rein, jeden Tag werden neue Mietverträge abgeschlossen, jeden Tag werden Menschen neu untergebracht“, berichtete Gaby Voß aus dem Bereich „Ordnung“.

Schon unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine hatte die Stadt Geldern einen Wohnungsaufruf gestartet. Mit guter Resonanz. Viele Bürger hatten sich gemeldet, sodass die Verwaltung relativ schnell Wohnobjekte auf dem privaten Wohnungsmarkt anmieten und schon einige Geflüchtete aus der Ukraine unterbringen konnte.

Denn eines machte Beigeordneter Markus Grönheim beim „Runden Tisch“ noch einmal klar: „Die Option ,Turnhalle` kommt für uns wirklich nur als Ultima Ratio in Betracht.“ Man sei zwar darauf vorbereitet und die Gelderner Feuerwehr auch in der Lage, eine Turnhalle innerhalb von zwei bis drei Tagen als Unterbringungsstätte einzurichten. „Aber wir versuchen, die geflüchteten Menschen so gut es geht dezentral unterbringen.“ Deshalb stehe man unter anderem auch im engen Kontakt zur Gelderner Wohnungsgenossenschaft GWS. „Wir wollen wirklich nichts unversucht lassen“, berichtete Grönheim.

Infoabend mit Traumatherapeutin

Bemerkenswert ist außerdem die Hilfe zweier Gelderner Gemeinden (Advent- oder die Evangeliums-Christengemeinde), die in den ersten Tagen nach dem Kriegsausbruch knapp 100 Menschen in Geldern privat unterbrachten.

Eine sehr gute Resonanz erzielte auch der Aufruf des Jugendamtes der Stadt Geldern, welches Gastfamilien und ehrenamtliche Vormünder für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus der Ukraine suchte. Vorige Woche fand für die interessierten Gastfamilien und Vormünder ein Infoabend in der Aula der Sekundarschule statt. Fast 50 Personen hatten sich zu der gut zweistündigen Veranstaltung, bei der auch die Traumatherapeutin Klaudia Räck einen Vortrag hielt, angemeldet.

Noch sind zwar keine unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Geldern angekommen. Die Therapeutin gab den potenziellen Gastfamilien und Vormündern aber schon einmal wichtige Tipps und Informationen mit auf den Weg, worauf sie sich einzustellen haben. Klaudia Räck schätzt, dass etwa 30 bis 50 Prozent der geflohenen ukrainischen Kinder traumatisiert sein werden. Was es bedeutet, wenn ein Kind traumatisiert ist oder welche Symptome traumatisierte Kinder zeigen, machte sie in ihrem Vortrag deutlich. So entwickelte sich in der Diskussionsrunde ein lebhafter Austausch, der auf Wunsch der Anwesenden künftig wiederholt werden soll.

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Info: Aufruf an Wohnungseigentümer

Die Stadt Geldern bittet nach wie vor Wohnungseigentümer um Mithilfe.

Bürger, die zurzeit über eine leerstehende Wohnung oder eine leerstehende Wohnimmobilie verfügen, die für die Unterbringung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Betracht käme, werden aufgerufen, sich bei der der Stadt Geldern zu melden - per E-Mail unter wohnung@geldern.de  (inklusive der Kontakt- und groben Eckdaten der Unterkunft).